kozek hörlonski

Dämonische Leinwände

Steirischer Herbst, 2018

Alle großen Horrorgeschichten beginnen zu Hause und mitten im Herzen des Landes. Doch hat das 20. Jahrhundert die Vorstellung von Heimat mit einem widerlichen Makel befleckt, sodass ihre Bildwelt Unbehagen, wenn nicht gar Entsetzen auslöst. Eine solche Erkenntnis stellt für das Wiener Künstlerduo kozek hörlonski in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Medienkünstler Alexander Martinz die Grundlage für ihr laufendes Projekt Dämonische Leinwände dar, dessen zweite und neueste Ausgabe sie für den steirischen herbst realisieren. In Fortsetzung ihres umfassenden Interesses an historisch belasteten und oft in der Tat beunruhigenden Elementen populärer Mythen und Volkskultur, legen ihre kurzen, ortsspezifischen Filme etwas vor, das man am besten mit „Heimat-Horror“ beschreiben könnte. Die Künstler nehmen die Zuschauer*innen mit auf eine filmische Reise, hinein in die Fetischlandschaften des Heimatfilms der Nachkriegszeit, dem Medium für kitschigen, postfaschistischen Wohlfühl-Patriotismus im Kino. Die eindringlich schönen Berghänge und Wahrzeichen treten nun erneut als Schauplätze des Horrors auf. Im ersten Film Uninvited (2017) besuchten sie Kärnten, um sich Motive aus der Stummfilmzeit anzusehen, deren Monster in nebligen Seen und verfluchten Schlössern hausten. Der zweite Teil des Projekts, gefilmt im Sommer 2018, begibt sich nach Graz und in die umliegende, ungleichmäßig industrialisierte Landschaft der Steiermark. Sie exhumieren die Gegensätze zwischen idyllischen Urlaubsorten und Kulturschätzen einerseits und Kraftwerken, verlassenen Bergwerken und verwüsteten Landschaften andererseits und suchen die typischen Orte der sogenannten Urbanoia-Horrorfilme der 1960er- und 70er-Jahre auf: Einkaufszentren, Kleinstädte, Fabriken und Sommerhäuser, die von Zombies, Mutanten und den freundlichen, kettensägenschwingenden Psychopath*innen aus der Nachbarschaft bevölkert sind. Steirischer Herbst´18

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